Donnerstag, 29. November 2012

„Du bist halt hier in Sambia“


Das war die Reaktion meines Schulleiters auf meine Verzweiflung über die schlechten Resultate meiner Schüler. Das lege entweder daran, dass sie noch nicht gescheit lesen können oder das nötige Englisch für die Fragen nicht drauf haben. Ihm würde es ja auch nicht viel anders ergehen und bei mir komme ja noch dazu, dass wir uns erstmal aneinander gewöhnen mussten und ich einen anderen Akzent beim Englisch reden habe. 
Sehr ehrenhaft diese Aufmunterungsversuche, finde ich.  So am Boden wie ich war, auch echt nötig.
Aber mal im Ernst:  36 meiner Schüler haben sich für die 7. Klasse qualifiziert. Dagegen haben 31 weniger als 50% erreicht. Fast 50% durchgefallen. Als Lehrer kann man da nur tottraurig sein. Was habe ich denn die letzten drei Monate gemacht?
Die letzten zwei Wochen war ich sehr beschäftigt mit dem Korrigieren und wer wills mir verdenken, die schlechten Ergebnisse haben mir echt schwer im dem Magen gelegen.
Morgen holen die Eltern die Ergebnisse ihrer Kinder bei mir ab. Zu einigen werde ich wohl länger reden müssen. Ich hoffe nur, dass sie ihre Kinder nicht nur wegen ihrem Alter für die siebte Klasse anmelden werden. Letztenendes sind es nämlich sie, die entscheiden, ob das Kind wiederholen darf oder weitergehen muss.
Richtig berührt dagegen war ich diese Woche, als auch der Schulleiter mir sein Herz ausgeschüttet hatte. Er hört garnicht auf mir zu erzählen,  wie sehr es ihn belastet, die Schüler immer zum Geldholen nach hause schicken zu müssen. Er weiß genau, wie es bei ihnen finanziell gesehen ausschaut, die Schule kann aber ohne Geld einfach nicht unterrichtet werden. Die Lehrer arbeiten schon alle auf Freiwilligenbasis, ohne Vertrag und Sicherheit auf ihr Geld. Diesen Term zum Beispiel haben um die hundert Schüler ihre 4 Euro Schulgebühren nicht bezahlt. Für die Lehrer bedeutet das ihr Dezembergehalt kann nicht bezahlt werden. Also gibt es jetzt erstmal nur die erste Hälfte des Novembergehalts im November und die Zweite dann im Dezember. Gemausert oder weniger gearbeitet, wie an anderen Schulen,  wird deswegen nicht. Die Lehrer sind Lehrer, weil es ihnen Spass macht und sie ein Herz für die Kinder haben. Als Angestellte in einer Firma könnten sie mit ihrem Bildungsstand mehr Geld verdienen. Ich wollte das nur noch mal deutlich machen.
Daraufhin erzählte er mir etwas über die Geschichte der Schule…
Die Schule hatte wohl die letzten Jahre immer mal wieder vom Staat kleine Zuschüsse bekommen und wurde einmal von europäischen Schwestern geführt. Das Schulmotto „Bildung für eine Zukunft“ konnte recht gut verwirklicht werden, die Lehrer wurden weitgehenst von den Spendern bezahlt und die Eltern der Kinder haben nur einen sehr geringen Beitrag dazu geleistet. Daher gab es zu diesen Zeiten auch noch ein Drittel mehr Kinder an dieser Schule. Als sich die Schwestern in den frühen 2000ern aus dieser Schule zurückgezogen haben (vielleicht aus Altersgründen, ich  weiß es nicht), musste entschieden werden, ob, und wie es mit der Schule weitergehen sollte. Die Eltern haben beschlossen, dass sie selbst alle zusammen versuchen, die Gehälter der Lehrer aufzubringen, um so die Bildung ihrer Kinder sicher zu stellen. Somit sind die Eltern jetzt die Eigentümer der Schule. Es wurde ein Elternrat installiert, der über alle finanziellen Fragen im Namen aller Eltern entscheidet. Leider mussten sofort die Schulgebühren erhöht werden und die Schülerschaft wurde kleiner. Ich finde hieran sieht man, welch eine Abhängigkeit unsere Hilfe hervorrufen kann und welche Folgen es hat, wenn man diese dann wieder plötzlich stoppt.
 Seitdem muss das ganze Jahr hinter dem Geld hinterhergerannt werden. Mein Schulleiter fragte mich: „Wie soll denn das Motto erfüllt werden, wenn ich die ganze Zeit Schüler nach hause schicken muss?“ Er beklagt aber das System des Geldhinterherrennens nicht nur, er will tatsächlich etwas daran ändern. Im Treffen mit dem Elternrat in der vorherigen Woche wurde beschlossen, die Schulgebühren für das erste Term zu verdoppeln,  und dafür die des letzten Terms zu streichen. Erfahrungsgemäß haben die Familien anfangs des Jahres mehr Geld zur Verfügung als zum Ende. Dieses Mehr an Geld will mein Schulleiter aber nicht mehr einfach so vor sich hinschmorren lassen. Bei seinem vorherigen Chef musste er sich stets mit ansehen, wie auf Hilfe von aussen gewartet wurde und das vorhandene Geld immer gleich ausgezahlt wurde. Jetzt soll den Eltern geholfen werden, damit das Thema Geld nicht mehr zwischen Ihnen, den Schülern und den Lehrern steht. Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit sind die Schlagworte. Der Plan sieht nun so aus, dass die Schulgebühren zum Kaufen von vielen kleinen Hühnerküken und Pflanzensamen benutzt werden. Platz gibt es für die Hühner und ein Beet genug. Das Gemüse kann dann an die eigenen Familien verkauft werden. Die Hühner sind nach einem Monat schon Schlachtreif, werden verkauft und Neue werden aufgezogen. Das heißt es wird schnell ein Profit gemacht, und die Schulgebühren kehren möglichst zügig zu ihrem eigentlichem Zweck zurück. Das gewonnene Geld stehe dann für Schulmaterial und sonstigen Ausgaben zur verfügung.
Ich wünsche, dass das alles so klappt wie es sich vorgestellt wird. Der Plan muss nur noch von den Eltern und der Gemeindeleitung so abgesegnet werden. Ich persönlich finde den Ansatz super.Wie schön wäre es, wenn die Schule sich ihr eigenes Geld beschaffen könnte. Wer nichts riskiert wird auch nie was erreichen.

Wer sich jetzt fragt, wie denn das Lehrerseminar gewesen ist, von dem ich geschrieben hatte, den muss ich leider enttäuschen. Der Mann, welcher uns dieses Programm eingeladen hat, musste kurzfristig die Stadt verlassen. Eine Freundin von mir, die in der gleichen Organisation arbeitet, ist so gar nicht glücklich mit ihm, da er wohl schon so einiges versprochen hat und somit Chaos anrichtete. Wir finden es natürlich schade, dass das Seminar nicht stattgefunden hat. Es soll aber wohl nachgeholt werden. Mal schauen wann und wie. Zumindest merke ich daran wie doof es ist in der Entwicklungspolitik versprechen zu machen die dann nicht eingeholten werden (gilt auf allen Ebenen; siehe auch Milleniumsziele u.ä.).

Wie es mit mir jetzt weitergeht?
Die freie Zeit in der nächsten Woche möchte ich nutzen um ein paar Schüler zu hause besuchen.  Vor allem natürlich diejenigen, die ich auch nächstes Jahr in der sechsten Klasse wieder unterrichten werde. Außerdem würde ich gerne ein paar Freunde auf ihrer Arbeit begleiten damit ich weiß was genau die hier eigentlich machen.
Alles weitere erzähle ich euch das nächste Mal.
Noch kurz eine Aufmunterung wegen dem eisigen Wetter bei euch. Bei mir werden die Nächte ebenfalls etwas kälter und  es hat angefangen ab und zu echt heftig zu schütten, sodass ich mit meinem Fahrrad klitschnass werde. Also selbst hier sind es nicht mehr nur 30 Grad und Sonnenschein. Ehrlich gesagt, meistens aber schon noch  ;)

Liebe Grüße
Martin 

Freitag, 16. November 2012

Hexerei


Heute würde gerne mal über Hexerei sprechen. Denn ob ihr’s glaubt oder nicht, in Sambia existiert sie wirklich. Nicht jeder, aber so ziehmlich jeder bestätigt mir dies. Sogar Verantwortliche der Diözese glauben daran, obwohl sie es eigentlich nicht dürfen. Jeder weiß, dass sie da ist, wurde mir gesagt. Diverse Verwandte und Freunde von Leuten mit denen ich mich darüber unterhalten habe, sind Zeugen von fliegenden Hexen oder Verfluchungen oder sonstiger Zauberei gewesen. Als mir meine Gastmutter das erste Mal von Hexen erzählt hat, hatte ich größte Mühe mein Lachen zu unterdrücken. Aber es war ihr Ernst. Sie erzählte mir von den sogenannten Hexendoktoren, zu denen viele, vor allem traditionell Sambier gehen, wenn sie schlimme Wehleiden haben. Dieser Doktor würde ihnen dann sagen, wer Verantwortlich dafür ist und dass sie verflucht sind. Hexendoktoren sind Hexen, also wie alle Diener des Täufels, böse. Warum sollte es auch gute Hexen geben?



So stell ich mir ungefähr einen Hexendoktor vor.

Vor dem letzen ManU-Chelsea Spiel erzählte mir mein Gastbruder, wie gefährlich Chelsea wäre, weil Spieler wie Drogba vor Spielen öfters schon bei Hexern gewesen wäre. Ich meinte darauf, dass ich mir nicht vorstellen könnte, wie ein Hexer in Afrika auf dieses Spiel Einfluss nehmen sollte. Aber er meinte klar geht das, ein Hexer könnte auch mich einfach umbringen. Ich meinte, auch das glaub ich kaum. Dann hieß es:“ Martin, du glaubst mir nie was! Schau, du kannst Mama fragen.“ Und die „Antwort? Na klar, du musst aufpassen. Ein Hexer kann ich töten wenn er will!“ Naja, was soll ich machen? Die Autorität der Mutter infrage stellen geht nun mal gar nicht.
In der Zeitung habe ich leider auch einen Bericht entdeckt, wie Nachbarn eine über 90 Jahre alte Frau umgebracht haben. Wer so ungewöhnlich alt  ist, scheint wohl für manche einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu haben und steht somit automatisch unter dem Verdacht eine Hexe zu sein. Gleiches gilt für extrem reiche und berühmte Menschen. Viele Hollywoodstars haben demnach ihre Seele verkauft. Dass Hexen umgebracht werden, ist aber nicht allzu gewöhnlich. Es herrscht ja Angst vor ihnen.
Während man das so liest, kann man ganz leicht traurig und wütend werden. Man könnte sagen: „Dass muss aufhören, ist ja grausam! Jemand muss ihnen die Wahrheit sagen.“ Wichtig zu wissen ist aber denke ich, dass, während uns diese Menschen leidtun, wir ihnen umgekehr ebenso leidtun, weil wir die Wahrheit nicht erkennen wollen und den Hexen schutzlos ausgeliefert sind.  Keine Ahnung wer Recht hat. Ist wohl Ansichtssache.
Ich meinte nur, dass wir Menschen in Europa uns die Dinge erklären können und verstehen müssen, bevor wir daran glauben.
„Wie kannst du dann an Gott glauben?“ Tja, stimmt eigentlich.  Einfach zu sagen, dass das etwas Anderes ist, wäre zu einfach. Logisch und erklärbar ist er ja auch nicht. Definitiv Material zum Nachdenken.
Im Glauben ist der Taufel als die Versuchung generell präsenter als ich es bisher in Deutschland erlebt habe, weil die Bibel viel wörtlicher interpretiert wird. Während wir sagen, dass muss eine Metapher für irgendetwas sein, ist es für viele Menschen einfacher die Texte so zu glauben, wie sie geschrieben sind.
Diese Hexengeschichte erinnert mich stark an das Mittelalter. Die Aufklärung hat mit uns aber anscheinend irgedetwas Gravierendes angestellt, warum wir an so etwas nicht mehr glauben können. Ich bin echt dran interessiert was sich genau in unseren Köpfen verändert hat.
Naja, Alpträume von Geistern oder sonstigen Kreaturen habe ich zum Glück noch nicht. Ich hoffe ihr bekommt jetzt auch keine. Ich glaube nämlich in Europa gibt es keine Hexen.

Liebe Grüße
Martin

Sonntag, 11. November 2012

Erfolgreiche Arbeit?


Showdown. Am Donnerstag fangen die Endjahrestests an. Jetzt wird sich zeigen, on ich den Schülern etwas beibringen konnte oder ob ich sie die lezten 2 ½ Monate umsonst gequält, angetrieben un belehrt habe. Etwas Bammel habe ich ja schon. Mit manchen Schülern bin ich zwar echt zufrieden, weil ich merke, dass sie sich echt Mühe geben. Sie melden sich im Unterricht und machen ihre Hausaufgaben. Einfach schön, so macht das Spaß. Aber bei so vielen habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht verstehen. Wenn ich meine Aufzeichnungen von den wöchentlichen Überprüfungen ansehe, dann muss ich fast weinen. Klar, die richtigen Antworten zu geben, wenn man die Fragen nicht versteht, ist nicht ganz einfach. Aber wer sich seine Aufzeichnungen ansieht, müsste doch wenigstens eins, zwei Wörter im Gedächtnis behalten. Viele haben halt auch einfach kein Bock.
Doof ist auch, dass ich versuche von den Kindern ihre eigenen Anworten zu bekommen. Ich übe sehr oft laut vorlesen und bestehe in Mathe auf den Rechenweg. Alle Test bestehen aber immer aus dem doofen Multiplychoice. Das meiste, was ich so unterrichte, findet dort keine Berücksichtigung. Jetzt befürchte ich, dass das Einbläuen der vorgefertigten Antworten für die Resultate effektiver gewesen wäre.  Um das zu verdeutlichen, denkt einfach an die Theorieprüfung für den Führerschein. Auch dort gibt einen Pool von Fragen, aus dem Ausgewählte im Test dran kommen und deren Antworten man einfach auswendig lernen kann. Mein Unterricht ist eher wie die Theoriestunden zuvor. Man kann also die Tests durch auswendig lernen bestehen ohne die allerdings zu verstehen.
Wenn ich mir es recht überlege, wäre es für die, die immer noch nicht in der Lage sind ganze Wörter von der Tafel abzuschreiben geschweige denn Englisch reden, das Beste noch etwas längere Zeit in dieser Schule zu verbleiben. Aber wie ich es schonmal geschrieben hatte, kann man in meiner Schule eigentlich nicht sitzen bleiben.



Mein Gastbruder und ich, nachdem wir unser Abendessen gesichert haben.


Mal was zu den Mädchen meiner Klasse. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es Tag ein Tag aus die Haare ihrer Freundinnen zu kunstvollen Frisuren zu knoten. Bis eine Frisur fertig ist, dauert es gut und gerne 2 Tage, dann laufen sie ein paar Tage so herum, bevor sie wieder mit Wuschelkopf in die Schule zu kommen, bereit für die nächste Frisur. Doof ist nur, dass ihre Kopfhaut manchmal so krass straff gezogen wird, dass sie dauerhaft Kopfschmerzen haben. Gewöhnungsbedürftig ist auch der raue Umgang zwicheneinander. Während man es ja von den Jungs kennt, dass sie sich zur Begrüßung oder aus Spass kloppen, denkt man es von den zärtlichen Mädels ja nicht. Aber sie machen es hier einfach genausoAb und zu bin ich echt von Selbstzweifel geplagt. Ich nehme meine Arbeit zwar total ernst (Ich glaube ernster als mein Abitur), aber ich muss so oft in gelangweilte und fragende Gesichter schauen und dabei schreien, weil es viel zu laut ist. Ich frage mich, was ich falsch mache. Letztens kam aber ein Amerikaner von irgendeiner NGO zu uns an die Schule und hat den Lehrern unseres Viertels eine eintägige Fortbildung angeboten. Dies wurde mit Handkuss von meine Kollegen und mir angenommen. Wir unausgebildeten sind über jede Hilfe froh, die uns einen erfolgreicheren Unterricht verspricht. Das ganze findet nächste Woche statt, ich werde besonders aufpassen und berichten. Das neugelernte anwenden werde ich aber erst im Januar können. Am 30. November schließen die Schulen für einen Monat und ich werde anschließend zu meinem Zwischenseminar nach Tansania gehen. Die Ferien werde ich nutzen, um in das ein oder andere Projekt mir nocheinmal genauer anzuschauenund vor allem herumzureisen.




 Unsere Schulabgänger der siebten Klassen. Die Prüfungen sind glatt verlaufen. Manche Schuluniformen waren vermutlichen von Familienmitgliedern oder Nachbarn ausgeliehen, aber es war Pflicht sie während den Prüfungen zu tragen. Ganz rechts steht ihr Lehrer.

Viele Gruesse
Martin

Donnerstag, 1. November 2012

Abwechslung

Am Samstag morgen um 7:00 Uhr sprang ich auf die Ladefläche unseres gemieteten Pick-ups. Es dauerte keine 5 Minuten, da kramte einer von uns drei hinten sitzenden im herumliegenden Gepäck und das zum Entspannen geplante Wochenende wurde mit einem kühlen Bier angestoßen. 200 km lagen vor uns, bis wir den See Kashiba erreichen sollten. Während sich die anderen sechs im Auto bei 35° nassschwitzten, genoss ich das Gefühl der Freiheit und den kühlen Fahrtwind auf der Ladefläche. Wir machten einen versprochenen Stopp am Grab des vor genau einem Jahr verstorbenen Father Mia, welcher noch immer im ganzen Copperbelt und halb Sambia bekannt ist, weil unzählige Hilfsaktionen über seinen Namen gelaufen sind. Außerdem war er jahrelang verantwortlich für die österreichischen Freiwilligen. 
 
Gegen die bedingungslose Sonne sollte man sich unbedingt schützen.


Dann machten wir uns weiter zu unserem einsamen Ziel. Als wir ankamen, gab es jedoch eine Überraschung: Einige Zelte waren schon aufgebaut. Andere Weiße aus Ndola hat es ebenso zu diesem wunderbaren Ort verschlagen. Aber kein Problem, sie waren nett und der See ja groß genug. Der Anblick des Sees war so atemberaubend wie angenommen. Wir machten Feuer fürs Essen und kühlten uns in dem glasklaren aquamarinblauen Wasser ab. Der See war von Stein umgeben und so bin ich das erste Mal in meinem Leben von Klippen gesprungen (auch wenn diese nur 5-6 Meter hoch waren ;)). Aber es wurde ja noch besser. Denn kurze Zeit später fand ich mich auf einer Steinplattform wieder mit einem Seil in der Hand, welches hoch oben in den Bäumen fest gemacht worden ist. Das Herz war mir schon längst in die Hose gerutscht, aber das Adrenalin hatte meinen Körper schon lange für sich gewonnen. Ich stoß mich ab und schwang über die Felsen zum Wasser. Im hohen Bogen ließ ich los und fiel frei in den auf mich wartenden See. Es war so cool! Ich musste es wieder tun. Und wieder und wieder. Vom Sonnenbrand geschwächt taten mir bald alle Glieder weh. Der Aufprall im Wasser war doch manchmal etwas hart.

 Na, was sagt man dazu? :D

Am späten Nachmittag ging's weiter zu einem Freund mitten im Nirgendwo im Busch, wo er momentan bei seinen Großeltern wohnt. Wir brauchten ja noch ein Schlafplatz für die Nacht. Ich habe noch nie verstanden was einen Menschen dazu bewegt, mitten im Nichts ein Haus zu bauen. Ohne Nachbarn, Einkaufsgelegenheiten oder gescheiten Zufahrtsstraßen muss es doch die Hölle sein. Aber glaubt mir, dieses Aussteigerleben, welches dieses britisch/namibische Ehepaar führt, ist durchaus reizvoll. Es ist das einfache Leben, was sie so erfüllt. Ohne Elektrizität betreiben sie ihre eigene kleine Farm. Die Sonne weckt sie am Morgen und erzählt ihnen wann sie schlafen gehen sollen. Das Wasser zum Kochen wird was einem Eimer im Brunnen gekurbelt. Nur das Auto verbindet sie mit dem Rest der Welt. Und genau dort habe ich das leckerstes Essen seit langem gegessen und frische Milch und gepressten Saft getrunken.
Geschafft vom Tag verfolgte ich in bequemen Liegestühlen den schönen roten Sonnenuntergang....

In der Schule sind gerade Abschlussprüfungen für die siebte Klassen, daher haben alle anderen Klassen frei. Jeden Tag werden zwei Fächer a lá Multiply-choice bearbeitet. Ich werde nur hin und wieder mit meinem Laptop gebraucht oder kümmere mich um das leibliche Wohl der von anderen Schulen gekommenen Aufpasser. Sonst genieße ich eine ruhige Woche.

Liebe Grüße
Martin