Dienstag, 18. Juni 2013

Gottesdienst in Sambia

Vorne weg: Es gibt nicht DEN einheitlichen sambischen Gottesdienst. Da ich aber nun schon einige Zeit in einer sehr religioesen Familie lebe und des oefteren zwischen den Gemeinden meiner Schule und der, zu der meine Familie gehoert, hin und her wechsele, habe ich mitlerweile einen recht umfangreichen Einblick in das sambische Kirchenleben bekommen koennen. Im Grunde genommen gibt es 3 Arten von Sonntagsgottesdiensten, die sich anhand von Sprache, Liederauswahl, Publikum und Laenge unterscheiden. Die Liturgie ist natuerlich stets die selbe. 
Der Jugendgottesdienst ist der Frueheste. In den meisten Gemeinden faengt er zwischen sieben und acht an und geht anderthalb Stunden. Jeden Sonntag singt dort der Jugendchor, der 3-4 mal die Woche sich zum proben trifft. Die Lieder sind wirklich schoen anzuhoeren, sie haben meistens Schwung oder sind ergreifend. Begleitet werden sie vom Keyboard, Playbackmusik, ueberhaupt nicht oder manchmal auch von Trommeln. Waehrend dem Singen darf auch durchaus mal mitgeklatscht werden oder vom einen Fuss zum anderen geschwankt werden. Alles findet hier gewoehnlicherweise auf Englisch statt. Nach dem Auszug des Priesters stroemen die Jugendlichen und die vielen anderen, die diesen Gottesdienst am liebsten besuchen, aus der Kirche, und die naechsten Kirchenbesucher kommen herein. Der Priester brauch sich eigentlich nur umzudrehen und mit dem Einzug wieder zu beginnen. Diesmal aber mit klassischer Orgelmusik und Lieder, die wir aus Deutschland kennen. Nicht nur die Kirchenbesucher, sondern auch der Chor wird ausgewechselt. Dieser „klassisch roemische“ Gottesdienst wird ebenfalls in Englisch gehalten. Als Drittes folgt dann der Bemba-Gottesdienst, der gerne auch mal erst nach 12 Uhr zu Ende ist. Er dauert am laengsten wegen den ewig langen Liedern des dritten Chores, und weil die Menschen generell auf Bemba immer gerne lang und viel reden. Diese Messe ist sehr traditionell sambisch gehalten. Damit meine ich, dass rech viel gejodelt, gewartet und getanzt wird.

 Hier seht ihr den Innenraum der Kirche, die neben meiner Schule liegt.



Und noch ein anderer Altarraum, nur zum Vergleich.


Generell sehe ich einen kleinen Unterschied von der sambischen Gottesfeier zur deutschen Messe vor allem in der Predigt. In dieser wird hier naemlich des Oefteren mal Nachfragen an die Gemeinde gestellt, die daraufhin stets aehnlich einer Schulklasse antworten. Ausserdem wird relativ haeufig gespasst und zum Schluss der Predigt sowie nach dem Schlusssegen ueblicherweise geklatscht.
Etwas ueberrascht war ich aber dann doch als selbst am Karfreitagsgebet  vom Bischof persoenlich die Gemeinde mehrmals zum Lachen gebracht wurde.



Das ist die Kapelle, in der die Schwestern von Teresas Projekt in Kitwe beten.


Ansonsten ist das noch vom Papst Benedikt ausgerufene „Jahr des Glaubens“ sehr praesent. Das offizielle Gebet wird jeden Sonntagsgottesdienst brav gebetet.
Im Domgottesdienst sind uebrigens stets 3-5 Priester anwesend. Trotzdem sprechen auch hier die Verantwortlichen von einem Priestermangel.
Ueber die Fastenzeit gab es die 40 Tage des Gebets mit einer taeglichen Gottesfeier sowohl morgens als auch abends, von denen so gut wie keine von meiner Gastmutter ausgelassen wurde. Als Sekretaerin der Gemeinde liest die die Lesungen und den Wochenplan mit allen Ankuendigungen fuer die Woche am Ende jeder Messe.
Wie ich vor langer Zeit schon einmal geschrieben hatte, ist die Gemeinde in mehrere kleine christlichen Gemeinden aufgeteilt, die sich stets sonntags nachmittags zum Bibeldiskutieren treffen. Jede Woche ist nun eine andere kleine christliche Gemeinde an der Reihe, dem Priester in einem der Gottesdienste Geschenke zu ueberreichen. Jeder aus dieser Gruppe von Leuten kauft also vorher ein paar Eier, Drinks, Oel oder sonst was ein, im es dann dem Pfarrer (wenn moeglich noch mit etwas Geld) zu ueberreichen.
Fuer die deutschen Augen ist das vielleicht erstmal etwas komisch mit anzusehen, erklaert sich aber damit, dass die Priester ansonsten von der Dioezese kein Gehalt bekommen.
Ich hoffe meine Beschreibungen sind einigermassen verstaendlich und ihr koennt euch die Kirche in Sambia nun etwas besser vorstellen.

Viele Gruesse aus dem mitlerweile winterlichen Sambia

Martin