Montag, 16. September 2013

Zurück in Deutschland


Gefühlt bin ich schon wieder eine halbe Ewigkeit zurück in Deutschland. In Wahrheit ist es aber nur sechs Wochen her, dass ich Sambia den Rücken gekehrt habe. In diesen sechs Wochen hatte ich oft das Gefühl die Zeit wäre stehen geblieben, zurückblickend ist aber doch schon einiges passiert.

Eine kleine Zusammenfassung der letzten Wochen:

Nach der 20 stündigen Reise Richtung Heimat stieg ich zitternd aus dem Flugzeug. Ich hatte gerade all das verlassen, was mir ein Jahr lang meine Zeit so lebenswert gemacht hatte. Die Schule und neu gewonnen Freunde würde ich so schnell nicht wiedersehen. Mein Kopf war voll von Gedanken, denn auf der anderen Seite freute ich mich auf meine Familie und meine alten Freunde, die ich so lange nicht mehr gesehen hatte. Ich zitterte, weil ich nicht wusste, ob mein Leben wieder so wird wie es einmal war, ob Freundeskreise noch genauso existierten wie ich sie verlassen hatte und auch, weil ich genau wusste, dass ich Entscheidungen werden treffen muss wie es mit meiner persönlichen Zukunft weitergehen soll. Die auf mich einprasselnden Gefühle sind nicht leicht zu erklären. Jedenfalls wusste ich nicht, ob ich es gut finden sollte wieder nach Hause zu kommen oder nicht.

 Große Party am Flughafen



Dieses Gemisch aus Ungewissheit, Vorfreude und Angst ließ mich relativ sprachlos erscheinen, als Familie und Freunde mich am Flughafen herzlichst empfingen. Die Ankunft war sehr nett gestaltet, mit Sekt hatte ich gleich die Möglichkeit meine Nervosität zu betäuben. Für den Abend hatten meine Eltern eine Willkommensparty organisiert. Was mir erstmal als ein bisschen viel auf einmal vorkam, war im Nachhinein eine super Gelegenheit gewesen, gleich wieder in Kontakt mit all meinen Freunden zu kommen. Und so hieß es auch nach der schönen Feier die nächsten eins-zwei Wochen mein „Ich-bin-wieder-da“ ausgiebig mit allen Freunden zu feiern.
Um in meinem alten Hobby, dem Schwimmen, wieder Anschluss zu finden, machte ich mich schnell auf ins Trainingslager. Auch das Wasserballspielen habe ich erneut aufgenommen. Wieder zurück in Flörsheim fing mein Leben nun an sich zu beruhigen.
Ich gestattete mir ein paar faule Tage, renovierte mein Zimmer und begab mich auf die Suche nach einem Nebenjob. Dies jedoch wurde etwas turbulenter als ich mir es vorgestellt hatte. Ich half zwischendurch aus in einem Schreibwarenladen, arbeitete ein paar Tage in der Waschstraße, schüttete Getränke aus bei Konzerten und war Ordner bei Heimspielen der Eintracht. Letztendlich scheine ich eine längere Anstellung beim Logo-Getränkemarkt gefunden zu haben.

Auf der Willkommensfeier

Soweit zu dem was seit meinem Zurückkommen in meinem Leben passiert ist. Im Oktober fängt nun mein Wirtschaftsstudium in Frankfurt an, nächste Woche beginne ich bereits mit den Vorkursen.
Was allerdings seit meiner Rückkehr alles in Sambia passiert ist, weiß ich gar nicht genau. Den neuen Freiwilligen geht es wohl soweit gut. Was ich ihren Blogs bisher entnehmen kann, leben sie sich gerade gut ein.
Wenn ich zurück an die Leute in Sambia denke, wird es mir schwer im Herzen. Ich habe mich bisher nur spärlich bei Ihnen gemeldet. Unbegründetes Schuldbewusstsein überkommt mich, wenn ich mich frage, wie es meinen Freunden denn so ergeht. Ich hoffe das ändert sich schnell und ich fasse den Mut den Kontakt wieder zu intensiveren. Denn das ist nicht nur wichtig für mich selbst, sondern auch für die zahlreichen Aktivitäten, die wir mit der Kolpingfamilie für Chipulukusu am planen sind.

Ein Arbeitskreis „Chipulukusu“ ist bereits gegründet worden. Dieser wird verschiedene Aktivitäten wie ein Fastenessen oder den Partnerschaftssonntag ins Leben rufen. Außerdem soll dieser helfen den Austausch im Glauben durch gegenseitige Berichte lebendig zu halten. In den Berichten werden von den Aktivitäten und Fortschritten in den Projekten erzählt. Das Partnerschaftsgebet als zentrales Element wird in Zukunft die Gemeinden in Flörsheim und Chipulukusu miteinander verbinden. Außerdem kümmert sich der Arbeitskreis um einen Partnerschaftsvertrag, der nach Vorbild der Bistumspartnerschaften aufgesetzt werden soll.
Wie Ihr euch bestimmt vorstellen könnt, bin ich über diese Entwicklungen unheimlich glücklich. Ich hoffe, dass dieser Weg von allen Beteiligten, die momentan motiviert sind, auch künftig weitergegangen wird.
So, damit habt Ihr nun einen umfangreichen Überblick wie das Abenteuer Sambia für mich zu Ende gegangen ist. Da mein Soziales Jahr in Sambia nun der Vergangenheit angehört, werde ich in diesem Blog keine Beiträge mehr veröffentlichen.

Als letztes möchte ich Euch hier noch die Antworten zu zwei Fragen geben, die ich bestimmt schon eintausend Mal gestellt bekommen habe, seitdem ich wieder da bin:

è Was ich denn an Sambia am meisten vermisse?
1. Die Freundlichkeit der Menschen.
2. Die unermessliche Freiheit beim Reisen.
3. Das Gefühl wirklich gebraucht zu werden.
4. Das unermesslich gute Wetter.

è Was ich denn wieder genieße, seitdem ich zurück in Deutschland bin?
1. Der allzeit volle Kühlschrank. Es ist einfach zu schön im Kühlschrank etwas Schnelles zum Essen zu finden wenn ich Hunger habe.
2. Die warmen Duschen.
3. Mein Fahrrad, auf das ich mich verlassen kann, dass es funktioniert.

In diesem Sinne möchte ich mich noch einmal bei allen fleißigen Lesern für Euer Interesse bedanken. Denn nur dadurch, dass Ihr auf meine Berichte gewartet habt, war ich auch im Zugzwang gewesen sie regelmäßig zu schreiben. Also: gut gemacht und danke dafür!

Auch wenn mein Abenteuer nun zu Ende ist, die Realität in Sambia geht weiter. Und so hoffe ich, dass Euer Interesse am Schicksal der Menschen in Sambia nicht nachlässt und wir zusammen mit der Kolpingfamilie Flörsheim die Partnerschaft mit der Gemeinde in Chipulukusu weiter ausbauen können.

Euer Martin