Donnerstag, 4. Juli 2013

Die bewegende Geschichte eines guten Freundes



Ich weiß nicht ob ich es je in meinem Blog erzaehlt hatte, aber besonders am Anfang meiner Zeit in Sambia hatte ich ganz schoene Schwierigkeiten gehabt gute Freunde zu finden. Klar, die Menschen, denen ich begegnet bin, waren von Anfang an sehr offenherzig und freundlich gewesen, so entstanden recht schnell oberflaechliche Kontakte. Eine tiefere Biindung zu Freunden aufzubauen, damit tat ich mir  jedoch schwer. Den kulturellen Unterschied hatte ich stark gespuert, Humor und Gespraechsthemen waren irgendwie zu verschieden gewesen.
Dazu muss ich sagen, dass es in der wohlhabenden Gegend in der ich wohnte, fuer mich erheblich einfacher war, als meine Zeit mit Gleichaltrigen aus der Umgebung der Schule. Woran das lag? Ganz einfach daran, dass sich die Oberschicht Sambias sich sehr an unserem westlichen Leben orientiert. Umso gluecklicher war ich, als nach gut 4 Monaten endlich einen Jugendlichen aus dem Armenviertel getroffen hatte, den ich mochte, mit dem ich mich gut verstand und regelmaessig zu treffen begann. Wenn wir uns treffen, reden wir immer viel, kochen zusammen, schauen Filme auf meinem Laptop oder gehen in die Stadt. Wir geniessen eben unsere Zeit zusammen und so kriege ich viel vom Leben meiner eins-zwei wirklich guten Freunden mit. Und leider ist das nicht immer nur positiv.

Lasst mich Euch also nun die geschichte von meinem Freund erzaehlen, der mich in die Welt des Armenviertels ueberhaupt erst richtig hineingefuehrt hat.

Es war 2003, als er nach Ndola gezogen kam. Sein Vater hatte naemlich eine Anstellung in einem Betrieb gefunden, die Branche weiss ich nicht mehr. Auf jeden Fall war sein Verdienst genug die Miete vom Haus im Armenviertel, das Essen für die Familie und die Schulgebuehren fuer die Familie zu bezahlen.
So weit so gut.
Dann kam der Schicksalsschlag. 2008 ging der Betrieb des Vaters in bankrott, alle Arbeiter einschliesslich ihm wurden entlassen. Es begann eine schwierige Zeit fuer die Familie. Der Vater tat alles daran einen neuen Job zu finden, doch schnell wurde klar, dass die Lage aussichtslos war. Also wurde eine schwerwiegende Entscheidung getroffen: Die Rueckkehr der Familie ins Heimatdorf. Dort wuerde das Leben als Bauern ohne Strom zwar erheblich härter werden, doch dort spielt auch Geld keine Rolle mehr. Es gaebe wenigstens genug zu essen und das Ueberleben der Famile waere gesichert.

Mein Freund hatte allerdings Glueck. Da es im Dorf natuerlich keine weiterfuehrende Schulen gibt, sollte er in Ndola bleiben um seine Schule zu beenden und eine Chance auf eine gute Zukunft hat. Ein Freund des Vaters erklaerte sich also  bereit ihn aufzunehmen und auf ihn aufzupassen. Seit dem Beenden der Schule lebt mein Freund nun mit zwei seiner Adoptivgeschwister in einem kleinem Haesschen, welches aus Gemeinschaftsschlafzimmer und Esszimmer besteht. Aber auch ohne Kueche, Bad oder Sessel kommen sie gut zurrecht.


Auch wenn wir hier zusammen in seinem Wohn-, Arbeits- und Lebenszimmer stehen, unsere Schicksäle werden wohl verschieden sein.
 

Nun ist er zwar sehr aktiver Jugendlicher in der katholischen Kirche, doch leider vor allem auch arbeitslos. Zuhause ist er Hausmann. Er kocht und haelt das Haus sauber. Er wuerde gerne eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Journalist will er werden; er liebt das Schreiben.
Das Problem ist, dass in Sambia jegliche Ausbildungen viel Geld kosten, welches er nicht besitzt. Sogar ein Buch hat er schon geschrieben. Veroeffentlichen wird er is in naher Zukunft aber aus den gleichen Gruenden auch nicht koennen. Sein Plan ist also irgendwo eine Anstellunf als ungelernter Arbeiter zu finde, vielleicht als Gärtner, Haushaelter, eigentlich egal als was, um so Schritt fuer Schritt genug Geld fuer seine
Ausbildung zusammenzusparen.
Die Jobsituation in Sambia spielt ihm aber nicht gerade in die Karten. Bis zum heutigen Tag hat er nichts gefunden. Und nun wird es ernst. Mit dem Vorwurf der Faulheit konfrontiert, wird ihm vom Adoptivvater gedroht, dass er zurueck ins Dorf zu seinen Eltern geschickt wird, wenn er nicht innerhalb von 2 Wochen eine Anstellung findet.

Zurueck im Dorf warten auf ihn harte koerperliche Arbeit, Langeweile und vor allem eines: Perspektivlosigkeit. Seine Hoffnungen auf ein besseres Leben muesste er wohl auf alle Ewigkeit begraben.
Eine Woche dieses Ultiatums ist bereits verstrichen und noch immer steht er ohne Job da.

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