Samstag, 4. August 2012

Gut angekommen


Am Samstag morgen hieß es für mich ab nach Sambia. Nachdem mir der Abschied von meinen Freunden die Woche davor schon nicht leicht fiel, war das Tschüss sagen zu meinen Liebsten am Flughafen nur umso schwerer. Vor allem als ich dort noch von Freunden überrascht wurde, habe ich gemerkt wie wohl ich mich eigentlich zuhause fühle.
Nach dem angenehm ruhigen aber langen Flug, in dem meine Gedanken viel um die Heimat kreisten, kamen wir nach Zwischenstopp in Amsterdam dann spät abends endlich in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, an. Als Teresa (die andere vom Bistum Limburg entsandte Freiwillige, mit der ich mich zum Glück gut verstehe) und ich aus dem Flugzeug in den fast leeren Flughafen mit angenehm milden Klima stiegen, packte mich die Vorfreude wieder. Der Papierkram dauerte zwar etwas, verlief aber ohne Probleme. So konnte uns bald unser echt liebenswerte und jung aussehende künftige Mentor Patrick begrüßen. Er fuhr uns in einem Jeep zu einer Art Seminargebäude, wo wir die Nacht verbrachten. Am nächsten morgen ging es früh los, wir holten Patricks Frau und deren jüngsten Sohn (neun Monate) von Freunden ab und machten uns, nach einem leckeren warmen Frühstück, auf den Weg nach Ndola. Auf diesem besuchten wir noch ein Bruder Patricks samt Familie und einen Bruder seiner Frau, wiederum samt Familie. Patrick erzählte uns, in Sambia sei es Sitte, alle Familienangehörige zu besuchen, wenn man gerade in deren Stadt ist. Symphatisch, oder? Und tatsächlich, egal welche Familie wir besuchten, sie hatten Zeit und alle waren furchtbar freundlich zu uns. Während wir mit dem Auto fuhren konnte ich zum ersten Mal die Landschaft Sambias erspähen. Die Straße war zwar nur einspurig für jede Fahrtrichtung, aber dennoch gut ausgebaut. Um die Straße herum gab es viel trockene Wiese und Büsche. Wald wie in Deutschland gibt es nicht, die Bäume sind verteilter. Generell hatte ich auf dem Weg den Eindruck, dass außer den 3–4 größeren Städten, die wir auf der rund 400 km langen Fahrt durchquerten, es sonst keine Städte mit der Größe Flörsheims gibt. Es waren bloß hin und wieder recht einsame Bauernhöfe zu sehen, deren Bewohner ihre Früchte am Straßenrand zum Verkauf anboten. Als die Sonne gegen 18 Uhr am Untergehen war, erreichte ich mein neues Zuhause für das nächste halbe Jahr.
Ich wurde recht schüchtern von einem um die 13 Jahre alten Jungen empfangen. Kurze Zeit darauf kam die Mutter vom Einkaufen zurück und zu meinem Glück: Auch sie ist wirklich wirklich nett. Ebenso der Vater. Zu meiner Familie gehört dazu noch der kleine Bruder der Mutter, welcher zehn Jahre alt ist und ein Mann, der sich in erster Linie um den Haushalt kümmert. Momentan teile ich mir ein Zimmer mit einem Bruder des Vaters, aber so wie ich es verstanden habe, ist er nur zu Besuch. Ich wohne hier in einem der reicheren Viertel, die Grundstücke sind groß, die Häuser sind einstöckig, aber vergleichbar mit denen in Deutschland.

Am nächsten morgen fuhren wir zu der Verwaltung der Diözese von Ndola, wo uns das Land Sambia, die Provinz Copperbelt sowie die Diözese Ndola anhand von Powerpointpräsentationen näher gebracht wurde. Des Weiteren wurde uns das Programm, welches unseren Tagesablauf für die nächsten sechs Wochen bestimmen wird, vorgestellt. Außerdem lernten wir die zwei Freiwillige kennen, welche Anfang September für ein Jahr nach Deutschland reisen werden.
Mittlerweile habe ich tausende Hände geschüttelt (eine Lieblingsbeschäftigung der Sambesi), habe hunderte Male die freundlichen Worte: „Welcome to Zambia“ gehört, den sehr freundlichen deutschsprechenden Bischof getroffen, soziale Einrichtungen für Kinder mit Einschränkungen besucht und Bembaunterricht gehabt. Alle Leute, die ich bisher getroffen habe, sprachen wunderbares Englisch. Unglücklicherweise ist meines aber weniger perfekt. So kam es durchaus schon vor, dass ich gefragt wurde wo ich arbeiten werde und ich mich daraufhin bedankte, dass mir etwas zu trinken angeboten wurde. Auch wenn mir die sprachlichen Barrieren etwas Sorge bereiten, bin ich doch überzeugt davon, dass diese mit zunehmender Aufenthaltsdauer gekippt werden.

Es ist jetzt Wochenende, die Orientierungsphase zum Einleben geht noch fünf Wochen lang. Noch bin ich nicht in den Townships gewesen, hab die krasse Armut noch nicht gesehn.
Ich bin gespannt wie es mit mir weitergeht.

Schöne Grüße sendet Euch aus dem schönen Sambia
Euer Martin

3 Kommentare:

  1. Hallo Martin,
    ich habe deinen Bericht gehört von deiner Mutti und bin begeistert, was du erzählt hast. Ich freue mich für dich, dass es dir gut geht und bete jeden Tag dafür, dass du wieder gut und gesund nach Hause kommst.
    Viele liebe Grüße
    Oma Vroni

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  2. Gude Martin...
    klingt so als hättest du schon einiges erlebt.
    Der Anfang des Abenteuers ist geschafft ;D
    Pass auf dich auf!

    Phil

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  3. Hallo Oma, hallo Phil,
    ich freue mich total, dass ihr mir geschreiben habt. Klar, ich werde auf mich aufpassen und wünsche euch auch alles Gute!

    Martin

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