Donnerstag, 16. August 2012

Meine Arbeitsstelle und ihre Umgebung

Vor zwei Tagen habe ich erstmals meine zukünftige Arbeitsstelle besucht, in der ich das ganze Jahr lang arbeiten werde. Es handelt sich um eine Schule in Chipulukusi, einem Township von Ndola, gut zu erreichen mit dem Bus nach einmaligem umsteigen. Die Schule ist eine so genannte Gemeindeschule. Diese werden von Kindern besucht, deren Eltern sich keine staatliche Schule leisten können. Die Schüler brauchen im Gegensatz zu den staatlichen Schulen keine Uniformen und Schuhe tragen, welche die meisten sich nicht leisten können. Die Eltern der Kinder müssen zusammenlegen, um die ohnehin teils auf lohnverzichtenden Lehrer zu bezahlen. Manche geben mehr, andere weniger und wiederum andere haben einfach nichts zu geben. So kommt es, dass vier Lehrer für 400 Schüler verantwortlich sind und sie, wenn ich ihren Worten Glauben schenke, sich sehr gefreut haben, als sie hörten, dass für ein Jahr sie zu unterstützen versuche. Es gibt insgesamt vier oder fünf Klassenräume und es wird Unterricht angeboten für die erste bis zur siebten Klasse. Es werden die Fächer, Bemba, Englisch, Naturwissenschaft, Kreativunterricht (Kunst, Musik etc.), Mathematik und Literatur unterrichtet. Die Schule soll morgens um halb Acht anfangen, Anwesenheitspflicht aber wäre angeblich sogar schon ab sieben Uhr morgens. Ich hoffe, dass ich da etwas falsch verstanden habe, da ich schon ca. eine Halbe- bis Dreiviertelstunde bis zur Schule brauche und - wer mich kennt weiß es – ich nicht gerade ein Morgenmensch bin. Die Schüler bleiben dann wohl bis gegen halb elf, dann gehen sie nach Hause und die nächsten kommen, die bis nach Mittag bleiben. Sind diese wiederum abgetreten kommt noch die letzte Schicht Schüler, die bis 17 Uhr bleiben. Nur so ist es anscheinend für die vier Lehrer möglich 400 Schüler in Klassen mit rund 50 -60 Schülern zu bewältigen. Morgen werde ich nochmals die Schule besuchen und dann in Lehrpläne, Schulbüchern und anderen organisatorischen Dingen eingewiesen werden.
Die Schule befindet sich auf einem Platz der Gemeinde. Nebendran befindet sich eine Kirche und eine Schule für Kinder mit Einschränkungen. Die Gegend drumherum ist das, was ich als „die andere Seite von Ndola“ vorgestellt bekommen habe. Die große Mehrheit der Stadtbewohner leben in solchen Gegenden. Die Häuser, die ich hier bei einer Rundwanderung gesehen habe, sind oft in einem sehr schlechten Zustand. Die meisten sind zwar aus einreihigen Steinen gebaut, besitzen aber oft Löcher und sind nur durch Welldächer nach obenhin geschützt. Die Häuser sind kleiner als in meinem Viertel. In einem solchen Haus drinnen war ich noch nicht, aber sie werden vermutlich nicht mehr als zwei oder drei Räume besitzen. Die Toiletten befinden sich im Garten und sind entweder aus Stein oder aus Holz und mit Plastikplanen zusammengebastelt. Es handelt sich um Plumpsklos. Ansonsten sind in den meisten Gärten schattenspendende Bäume zu finden zwischen denen Wäscheleinen gespannt sind. Unter diesen befindet sich oft trockene Erde. Dazu sind in den Grundstücksecken Graben, in denen der Müll gesammelt wird. Die Grundstücksenden sind oft nicht zu erkennen, wenn aber, dann durch Büsche oder Holz markiert. Autos habe ich auf meinem Rundweg fast keine gesehen. Richtige Straßen sind eh kaum auszumachen, Straßennamen und Hausnummern werden hier auch nicht eingeführt werden können. Manche Häuser besitzen Strom, manche nicht. Fließendes Wasser im Haus haben nur wenige. Im Viertel verteilt gibt es Pumpen und Wasserhähne, ich habe aber auch schon Frauen gesehen, die ihr Wasser aus einem kleinen nicht gerade sauber aussehenden Bächlein genommen haben, um damit ihr Geschirr zu waschen. Ein schockierendes Erlebnis war es auch, als wir den Markt dort besuchten. Ungekühlt wurde dort aus Schubkarren Fleisch mit Mücken oder auch Mücken mit Fleisch verkauft. Daneben befinden sich sehr viele Geschäfte und Stände, die sowohl Obst und Gemüse als auch Secondhandkleidung verkaufen. Die zum Teil engen Gassen waren sehr verdreckt und rochen des Öfteren nach Bier. Bars gibt es auch, die sich gegenüberliegen und versuchen herauszufinden, wer denn die lautere Musik spielen kann.
Als wir durch diesen Township gelaufen sind habe ich mich als natürlich als Besucher gefühlt, der ich ja auch war. Ich könnte mir es nicht vorstellen dort zu leben, auch wenn es im Schatten unter den Bäumen teilweise recht idyllisch war. Ich konnte die Armut zwar sehen und war auch schockiert, aber dennoch war es, wie wenn man solche Bilder im Fernsehen sieht. Ich konnte mich nicht wirklich in die Lage der Menschen hineinversetzten. Zurückgekehrt bin ich auf jedenfall mit ganz vielen Eindrücken, die mich seitdem viel beschäftigen.
Wenn ich morgen nicht zufällig meine Kamera vergesse, werde ich schonmal Bilder von der Schule und den Klassenräumen machen, damit ihr euch sie besser vorstellen könnt.

Ganz lieb grüßt euch
euer Martin

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