Vor zwei Tagen habe ich erstmals meine
zukünftige Arbeitsstelle besucht, in der ich das ganze Jahr lang
arbeiten werde. Es handelt sich um eine Schule in Chipulukusi, einem
Township von Ndola, gut zu erreichen mit dem Bus nach einmaligem
umsteigen. Die Schule ist eine so genannte Gemeindeschule. Diese
werden von Kindern besucht, deren Eltern sich keine staatliche Schule
leisten können. Die Schüler brauchen im Gegensatz zu den
staatlichen Schulen keine Uniformen und Schuhe tragen, welche die
meisten sich nicht leisten können. Die Eltern der Kinder müssen
zusammenlegen, um die ohnehin teils auf lohnverzichtenden Lehrer zu
bezahlen. Manche geben mehr, andere weniger und wiederum andere haben
einfach nichts zu geben. So kommt es, dass vier Lehrer für 400
Schüler verantwortlich sind und sie, wenn ich ihren Worten Glauben
schenke, sich sehr gefreut haben, als sie hörten, dass für ein Jahr
sie zu unterstützen versuche. Es gibt insgesamt vier oder fünf
Klassenräume und es wird Unterricht angeboten für die erste bis zur
siebten Klasse. Es werden die Fächer, Bemba, Englisch,
Naturwissenschaft, Kreativunterricht (Kunst, Musik etc.), Mathematik
und Literatur unterrichtet. Die Schule soll morgens um halb Acht
anfangen, Anwesenheitspflicht aber wäre angeblich sogar schon ab
sieben Uhr morgens. Ich hoffe, dass ich da etwas falsch verstanden
habe, da ich schon ca. eine Halbe- bis Dreiviertelstunde bis zur
Schule brauche und - wer mich kennt weiß es – ich nicht gerade ein
Morgenmensch bin. Die Schüler bleiben dann wohl bis gegen halb elf,
dann gehen sie nach Hause und die nächsten kommen, die bis nach
Mittag bleiben. Sind diese wiederum abgetreten kommt noch die letzte
Schicht Schüler, die bis 17 Uhr bleiben. Nur so ist es anscheinend
für die vier Lehrer möglich 400 Schüler in Klassen mit rund 50 -60
Schülern zu bewältigen. Morgen werde ich nochmals die Schule
besuchen und dann in Lehrpläne, Schulbüchern und anderen
organisatorischen Dingen eingewiesen werden.
Die Schule befindet sich auf einem
Platz der Gemeinde. Nebendran befindet sich eine Kirche und eine
Schule für Kinder mit Einschränkungen. Die Gegend drumherum ist
das, was ich als „die andere Seite von Ndola“ vorgestellt
bekommen habe. Die große Mehrheit der Stadtbewohner leben in solchen
Gegenden. Die Häuser, die ich hier bei einer Rundwanderung gesehen
habe, sind oft in einem sehr schlechten Zustand. Die meisten sind
zwar aus einreihigen Steinen gebaut, besitzen aber oft Löcher und
sind nur durch Welldächer nach obenhin geschützt. Die Häuser sind
kleiner als in meinem Viertel. In einem solchen Haus drinnen war ich
noch nicht, aber sie werden vermutlich nicht mehr als zwei oder drei
Räume besitzen. Die Toiletten befinden sich im Garten und sind
entweder aus Stein oder aus Holz und mit Plastikplanen
zusammengebastelt. Es handelt sich um Plumpsklos. Ansonsten sind in
den meisten Gärten schattenspendende Bäume zu finden zwischen denen
Wäscheleinen gespannt sind. Unter diesen befindet sich oft trockene
Erde. Dazu sind in den Grundstücksecken Graben, in denen der Müll
gesammelt wird. Die Grundstücksenden sind oft nicht zu erkennen,
wenn aber, dann durch Büsche oder Holz markiert. Autos habe ich auf
meinem Rundweg fast keine gesehen. Richtige Straßen sind eh kaum
auszumachen, Straßennamen und Hausnummern werden hier auch nicht
eingeführt werden können. Manche Häuser besitzen Strom, manche
nicht. Fließendes Wasser im Haus haben nur wenige. Im Viertel
verteilt gibt es Pumpen und Wasserhähne, ich habe aber auch schon
Frauen gesehen, die ihr Wasser aus einem kleinen nicht gerade sauber
aussehenden Bächlein genommen haben, um damit ihr Geschirr zu
waschen. Ein schockierendes Erlebnis war es auch, als wir den Markt
dort besuchten. Ungekühlt wurde dort aus Schubkarren Fleisch mit
Mücken oder auch Mücken mit Fleisch verkauft. Daneben befinden sich
sehr viele Geschäfte und Stände, die sowohl Obst und Gemüse als
auch Secondhandkleidung verkaufen. Die zum Teil engen Gassen waren
sehr verdreckt und rochen des Öfteren nach Bier. Bars gibt es auch,
die sich gegenüberliegen und versuchen herauszufinden, wer denn die
lautere Musik spielen kann.
Als wir durch diesen Township gelaufen
sind habe ich mich als natürlich als Besucher gefühlt, der ich ja
auch war. Ich könnte mir es nicht vorstellen dort zu leben, auch
wenn es im Schatten unter den Bäumen teilweise recht idyllisch war.
Ich konnte die Armut zwar sehen und war auch schockiert, aber dennoch
war es, wie wenn man solche Bilder im Fernsehen sieht. Ich konnte
mich nicht wirklich in die Lage der Menschen hineinversetzten.
Zurückgekehrt bin ich auf jedenfall mit ganz vielen Eindrücken, die
mich seitdem viel beschäftigen.
Wenn ich morgen nicht zufällig meine Kamera vergesse, werde ich schonmal Bilder von der Schule und den Klassenräumen machen, damit ihr euch sie besser vorstellen könnt.
Ganz lieb grüßt euch
euer Martin
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